PRESSEMITTEILUNG der G. N. U. Cuxhaven, den 10.2.016
Hamburger Hafenschlick wird in die Nordsee „umgelagert“.
Landesregierungen in Kiel und Hamburg stimmten einer Vereinbarung unter Mitwirkung der Grünen zu.
Wieder einmal haben die Grünen den Pfad ihrer Umwelttugend verlassen, als ihr Minister Habeck und Senator Kerstan gestern in den Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hamburg der Schlickentsorgung in der südöstlichen Nordsee ihren Segen , zunächst für die kommenden 5 Jahre, erteilt haben.
Von beiden Seiten wird natürlich betont, „dass es sich um eine tragfähige und ökologisch verträgliche Lösung“ handelt.
Nutznießer dieser politischen Einigung dürfte auch die Nationalparkstiftung sein, die mit einem Beitrag von 2,50 € pro Kubikmeter verklappter Baggermasse ihren Anteil erhält.
Geschädigter allerdings wird – wie allzu oft – die Ökologie der Nordsee in der Umgebung der Verklappungen sein, wenn Millionen von Kubikmetern großflächig über einen kilometer-weiten Bereich mit einer dicken Schicht den Meeresboden überdecken und dort der Bodenfauna schwer zugesetzt wird, sicherlich zum Leidwesen u.a. der Fischerei, aber auch betroffenen überwinternden Meeresenten u. Tauchern.
Bereits im abgelaufenen Jahr waren in den Hamburger Hafenbereichen über 11 Mio. Kubikmeter Schlick- bzw. Sedimentberge zu baggern; es kann damit gerechnet werden, dass diese Mengen eine Steigerung von 10 –15 % (gem. Planfeststellungsbeschluss !) erreichen werden, wenn die Unterelbe nochmals um 1,5 m vertieft werden soll. Schließlich ist die ständige Baggermassen-Steigerung eine Folge der laufenden Elbe-Vertiefungen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an zwei führende deutsche Häfen- bzw. Wasserbauingenieure:
Bereits im Jahr 1935 sagte Prof. A. Agatz : Es ist bedenklich, die Flüsse ständig den grösser werdenden Schiffen anzupassen. 1959 äußerte sich Prof. W. Hensen : „Das Streben nach einem absoluten „Beharrungszustand“ eines einmal hergestellten Fahrwassers ist praktisch unerfüllbar!“
Im Gegensatz zur heutigen fehlenden Weitsicht hanseatischer Politiker sagte der ehemalige Hamburger 1. Bürgermeister H. Voscherau nach der letzten Elbvertiefung: „Hamburg müsse Cuxhaven als Komplementärhafen fördern!“. Offensichtlich hatte er hierbei die Grenzen für die Aufnahme der zwischenzeitig in Fahrt gesetzten Containerriesen erkannt.
Leider wurde im Jahr 2002 die heute ständig beschworene Kooperation der norddeutschen Seehäfen bereits zu Grabe getragen, als sich Hamburg aus der mit den Küstenländern Niedersachsen und Bremen vereinbarten Kooperation zum Betrieb des einzigen Tiefwasserhafens Deutschlands wieder verabschiedete. Aus hanseatischer Weitsicht wurde kirchturmpolitische Kurzsichtigkeit.
Bereits im letzten Jahr haben die Baggerkosten die 100 Mio.-€-Grenze überschritten. Es ist nicht auszudenken, welche Summen der Steuerzahler alljährlich aufbringen muss, wenn die Elbvertiefung käme und die Transportwege mangels geeigneter ganzjähriger Verfügbarkeiten* im Hamburger Nahbereich bis in das Seegebiet von Helgoland führen.
Kpt. Klaus Schroh
* Verklappung vor der Hamburger Haustür bei der Insel Neßsand sind nur im Winterhalbjahr gestattet, Landdeponien erfodern einen hohen kostenträchtigen Aufwand, im Übrigen ist die Deponie Francop mittlerweile erschöpft