In diesen grausigen Stunden des drohenden GAUs in Fukushima bemüht sich die deutsche Politik wieder einmal darum, vorsorglich Begriffe zu verniedlichen, in diesem Fall den des "Restrisikos". Dabei stellt sich die Frage: Waren die bisherigen Sturmfluten in der deutschen Bucht "Restrisiken"? Oder sollte man die nicht ein bisschen "tiefer hängen" und zu Risiken erklären? Sozusagen zu unseren "Tsunamis"? Unsere Vorfahren verfügten noch nicht über die technischen Möglichkeiten der exakten Messung. Hilfreich bei der Einschätzung ist folgende Übersicht der Sturmfluten, die auch an den Ufern der Unterelbe bereits Tausende von Opfern forderten (Quelle; Wikipedia):

Datum Name Gebiet Auswirkungen
Scheitelwasserstände der Sturmflutwelle
vor unserer Zeitrechnung
Zwischen 120 und 115 v. Chr.   Marschgürtel vor der schleswig-holsteinischen Westküste Die in der Marsch lebenden Völker haben möglicherweise ihre Heimat in Richtung Süden verlassen
9. Jahrhundert
26. Dezember 838   niederländische Küste erste dokumentierte Sturmflut an der Nordsee; ca. 2500 Tote im Gebiet der heutigen Niederlande
11. Jahrhundert
28./29. September 1014   belgische und niederländische Küste  
1066   Am heutigen Jadebusen Untergang der Burg Mellum, Jadebusen entsteht
12. Jahrhundert
4. Oktober 1134   belgische und niederländische Küste Erweiterung des Zwin bis Brügge
21. Dezember 1163 Thomasflut 1163 niederländische Küste  
16./17. Februar 1164 Erste Julianenflut niederländische Küste, Elbegebiet 20.000 Tote; erster Einbruch der Jade, große Schäden im Elbegebiet[1]
1./2. November 1170 Allerheiligenflut 1170 niederländische Küste schwere Verwüstungen, Entstehung der Inseln Texel und Wieringen, Erweiterung der Zuiderzee, Untergang der Insel Bant
Dezember 1196 Nikolausflut niederländische Küste  
13. Jahrhundert
1212   Niederländische Küste ca. 60.000 Tote in den nördlichen Niederlanden
1214   Niederländische Küste  
16. Januar 1219 Erste Marcellusflut niederländische Küste, Elbegebiet 36.000 Tote; große Überflutungen auch im Elbegebiet; erster überlieferter Augenzeugenbericht
1228   Niederländische Küste, Friesland 100.000 Tote
20. November 1248   niederländische Küste  
28. Dezember 1248 Allerkindleinsflut niederländische Küste, Elbegebiet hohe Verluste an Menschenleben; Trennung der historischen Elbinsel Gorieswerder in mehrere Teile
4. Februar 1249   niederländische Küste  
25. Dezember 1277 Weihnachtsflut 1277 Friesland  
1280   Friesland Bildung der Lauwerszee
1282   Niederländische Küste Texel wird vom Festland abgetrennt
13./14. Dezember 1287 Luciaflut niederländische und deutsche Küste 50.000 Tote;
Zerstörung von 50 Dörfern,
Beginn der Bildung des Dollarts,
Erweiterung der Zuiderzee
5. Februar 1288 Agathenflut niederländische Küste  
14. Jahrhundert
1322   Belgische und niederländische Küste  
23. November 1334 Clemensflut belgische, niederländische und deutsche Küste Erweiterung des Jadebusens;
die Dörfer Arngast und Jadelee versinken
15.17. Januar 1362 Zweite Marcellusflut,
Grote Mandränke
gesamtes Nordseegebiet 100.000 Tote
erster Einbruch des Dollarts
Erweiterung von Leybucht, Harlebucht, Jadebusen und Eidermündung
Untergang von großen Teilen Nordfrieslands
Entstehung der Insel Strand
Rungholt versinkt
8./9. Oktober 1374 Erste Dionysiusflut niederländische und deutsche Küste Erweiterung der Leybucht bis zur Stadt Norden, Untergang des Dorfes Westeel bei Norden
9. Oktober 1377 Zweite Dionysiusflut deutsche Küste Deichbrüche bei Lütetsburg und Bargebur, die Wellen reichen bis an die Mauern des Dominikanerklosters in Norden
15./16. November 1377   niederländische Küste  
15. Jahrhundert
19./20. November 1404 Erste Elisabethenflut belgische und niederländische Küste IJzendijke und Hugevliet versinken
21. November 1412 Cäcilienflut Deutsche Bucht an der Estemündung wird ein ganzes Dorf vernichtet, die Elbinsel Hahnöfersand wird vom Festland abgetrennt
18./19. November 1421 Zweite Elisabethenflut belgische und niederländische Küste 10.000 Tote; Dort versinkt, Dordrecht wird vom Festland abgetrennt
18./19. November 1424 Dritte Elisabethenflut niederländische Küste  
1. November 1436 Allerheiligenflut 1436 Deutsche Bucht 500 Tote; Überflutungen an der gesamten Nordseeküste, insbesondere in Eiderstedt und Nordstrand, Eidum versinkt
21. Oktober 1468 Ursulaflut niederländische Küste  
6. Januar 1470 Dreikönigsflut Elbmarschen Überflutungen in Eiderstedt
27. September 1477 Erste Cosmas- und Damianflut belgische, niederländische und deutsche Küste  
16. Jahrhundert
25./26. September 1509 Zweite Cosmas- und Damianflut niederländische und deutsche Küste Durchbruch der Ems bei Emden, größte Ausdehnung des Dollarts, letzte Erweiterung des Jadebusens nach Nordwesten
9. September 1510      
1. November 1510 Allerheiligenflut 1510 belgische, niederländische und deutsche Küste  
16. Januar 1511 Antoniflut
Eisflut
Butjadingen Durchbruch zwischen Jade und Weser
30. September 1514 Hieronymusflut niederländische Küste  
15. Oktober 1517 Gallusflut 1517    
5. November 1530 Allerheiligenflut 1530,
Felixflut
niederländische Küste (Westerschelde-Stromgebiet) mehr als 100.000 Tote
31. Oktober/1. November 1532 Allerheiligenflut 1532 belgische, niederländische und deutsche Küste mehrere tausend Tote in Nordfriesland; erste Höhenmarke des Scheitelwertes überliefert in der Kirche von Klixbüll; Untergang von Osterbur und Ostbense in Ostfriesland
13. Januar 1552 Pontiansflut niederländische Küste  
1./2. November 1570 Allerheiligenflut 1570 belgische, niederländische und deutsche Küste 20.000 Tote; Überflutung der Marschen von Flandern bis Eiderstedt, große Deichbrüche im Alten Land sowie in den Vier- und Marschlanden, Untergang der Dörfer Oldendorf und Westbense bei Esens;
Suurhusen: NN + 4,40 m (Flutmarke an der Kirche)
1571 Martiniflut 1571    
21. August 1573 Kornflut    
1. November 1582 Allerheiligenflut 1582 Deutsche Bucht  
Dezember 1593 Weihnachtsflut 1593 Deutsche Bucht erhebliche Deichbrüche in Nordfriesland
17. Jahrhundert
14./15. Februar 1602 Fastnachtsflut 1602    
1. Dezember 1615 Große Schadensflut   auf der Insel Strand sterben 300 Menschen; die Friedhöfe vieler Dörfer werden verwüstet
25./26. Februar 1625 Fastnachtsflut 1625,
Fastelabendflut,
(Hohe) Eisflut
Elbegebiet Deichbrüche und große Schäden in Ostfriesland und Oldenburg, im Alten Land und Hamburg, viele Ausdeichungen an Jade und Weser
7. November 1627 Allerheiligenflut 1627 Elbegebiet Deichbrüche und große Schäden im Alten Land und Haseldorfer Marsch, Elmshorn und Uetersen
25. Januar 1634 St.-Pauli-Flut Elbegebiet Zerstörung des Estedeiches in Hove auf 900 m Länge
11. Oktober 1634 Burchardiflut,
Zweite Grote Mandränke
Deutsche Bucht 15.000 Tote; Zertrennung der Insel Strand in mehrere Teile
22. Februar 1651 Petriflut Deutsche Bucht 15.000 Tote; Zertrennung der Inseln Juist und Langeoog in zwei Teile, Zerstörung von Dornumersiel, Deichbrüche am Festland
4./5. März 1651 Petriflut Niederlande Überflutung großer Teile von Amsterdam, Deichbrüche in Holland und Friesland
4./5. November 1675 Allerheiligenflut 1675 niederländische Küste  
26. Januar 1682   belgische und niederländische Küste  
24./25. November 1685 Erste Katharinenflut    
12./13. November 1686 Martiniflut 1686,
Martinsflut
niederländische und deutsche Küste schwere Deichschäden von den Niederlanden bis zur Elbe
18. Jahrhundert
7.9. Dezember 1703 Großbritannien: Great Storm of 1703 gesamtes Nordseegebiet Die Royal Navy verliert 13 Schiffe und rund 1500 Seeleute
1715 Fastnachtsflut 1715   Zerstörung der 2. Juister Inselkirche
24./25. Dezember 1717 Weihnachtsflut 1717 niederländische, deutsche und dänische Küste 11.150 Tote
größte bis dahin bekannte Sturmflut mit Überflutungen und Verwüstungen ungeheurem Ausmaßes
100.000 Stück Vieh ertrinken
8.000 Häuser werden zerstört
25./26. Februar 1718   niederländische, deutsche und dänische Küste  
31. Dezember 1720/1. Januar 1721 Neujahrsflut 1721   höher als die Weihnachtsflut 1717; Zerstörung der nach 1717 notdürftig reparierten Deiche, Untergang der Dörfer Bettewehr II und Itzendorf, Abtrennung der Düne von Helgoland
26. November 1736 Zweite Katharinenflut    
21. Oktober 1745   Elbegebiet Bishorst versinkt
11. September 1751   Elbegebiet  
7. Oktober 1756 Markusflut,
Amalienflut
Elbegebiet 600 Tote
19. Jahrhundert
23. Januar 1820   niederländische Küste  
3.5. Februar 1825 Februarflut 1825,
Halligflut
Deutsche Bucht 800 Tote; entlang der deutschen Küste kommt es zu vielen Deichbrüchen und schweren Dünenverlusten auf den Inseln; höchste Sturmflut an der Elbe bis 1962.
Cuxhaven: NN + 4,66 m;
Stadersand: NN + 5,14 m;
St. Pauli: NN + 5,24 m
1./2. Januar 1855 Neujahrsflut 1855,
Januarsturmflut
Deutsche Bucht schwere Zerstörungen auf den Ostfriesischen Inseln, im Alten Land, Wilhelmsburg, den Vier- und Marschlanden gibt es erneut Deichbrüche und Überschwemmungen;
Norderney: NN + 4,26 m (Sturmflutmarke);
St. Pauli: NN + 5,11 m
20. Jahrhundert
12./13. März 1906 Märzflut 1906 belgische, niederländische und deutsche Küste höchste bis dahin festgestellte Sturmflut an der ostfriesischen Küste, aber keine Deichbrüche;
Dangast: NN + 5,35 m
13./14. Januar 1916   niederländische Küste  
10. Februar 1949 Ebbflut schleswig-holsteinische Westküste Der höchste je gemessene Windstau von 5,70m fiel in die Zeit der Ebbe, so dass es zu keiner Katastrophenflut kam.
31. Januar/1. Februar 1953 Flutkatastrophe von 1953,
Deutschland: Hollandsturmflut,
Niederlande: Watersnood,
Niederlande: de Ramp (die Katastrophe),
Großbritannien: (Great) North Sea flood,
Großbritannien: East Coast floods
niederländische, belgische und englische Küste 2.160 Tote; schwerste Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts im Bereich der Nordsee; Gesamtschaden mehr als 500 Millionen €; keine größeren Schäden an der deutschen Küste
16./17. Februar 1962 Sturmflut 1962
Sturmflut 1962,
Februarsturmflut 1962,
Zweite Julianenflut
Deutsche Bucht, Elbegebiet 340 Tote; höchste bisherige Sturmflut östlich der Jade mit 61 Deichbrüchen in Niedersachsen; betroffen ist vor allem das Elbegebiet mit seinen Nebenflüssen; ca. 28.000 Wohnungen bzw. Häuser werden beschädigt, ca. 1.300 völlig zerstört; insgesamt werden mehr als 400 km Deich vernichtet oder erheblich beschädigt.
Bremerhaven: NN + 4,86 m;
Cuxhaven: NN + 4,94 m;
Grauerort: NN +5,70 m;
St. Pauli: NN + 5,70 m
23. Februar 1967 Zweite Niedrigwasser-Orkanflut,
Adolph-Bermpohl-Orkan
  höchste bis dahin gemessene Windstärken: bis zu 14 Beaufort (entspricht über 140 km/h)
13. November 1973
16. November 1973
19./20. November 1973
14. Dezember 1973
  deutsche Küste fünf schwere Sturmfluten innerhalb von vier Wochen verwüsten die Deiche an der Nordseeküste; das Deutsche Hydrographische Institut spricht von der längsten Sturmflut-Kette seit Menschengedenken
3./4. Januar 1976 Erste Januarflut 1976,
Capella-Orkan
Deutsche Bucht, Elbegebiet die bis heute höchste Sturmflut an nahezu allen Pegeln der deutschen Nordseeküste; zahlreiche Deichbrüche in Kehdingen und der Haseldorfer Marsch.
Cuxhaven: NN + 5,10 m;
Bremerhaven: NN + 5,18 m;
Grauerort: NN + 6,02 m;
St. Pauli: NN + 6,45 m
21. Januar 1976 Zweite Januarflut 1976 deutsche und dänische Küste, Elbegebiet Bremerhaven NN + 4,91 m
24. November 1981 Novemberflut 1981,
Nordfrieslandflut
Nordfriesland Dagebüll: NN + 4,72 m
26.28. Februar 1990   Deutsche Bucht einige Tote; bisher größte bekannte, unmittelbare Folge schwerer Fluten; die Küste erlebt in den drei Tagen zwei Sturm-, zwei Orkan- und eine Windflut
28. Januar 1994 Januarflut 1994 Deutsche Bucht Ems: Weener: NN + 4,75 m
Weser: Vegesack: NN + 5,33 m
3. Dezember 1999 Orkan Anatol gesamtes Nordseegebiet kurzfristiger Anstieg mit sehr hohen Wasserständen im gesamten Nordseegebiet; Abflauen des Sturms vor Eintritt des astronomischen Hochwassers in Cuxhaven, andernfalls wären im Elbegebiet die Werte von 1976 überschritten worden
21. Jahrhundert
1. November 2006 Allerheiligenflut 2006 gesamtes Nordseegebiet sehr schwere Sturmflut mit den höchsten je gemessenen Pegelwerten im Bereich der Ems (Emden NN + 5,19 m, Gandersum NN + 5,50 m), Dünenabbrüche auf den Ostfriesischen Inseln Juist, Langeoog und Wangerooge
9. November 2007 Sturmtief Tilo Deutsche Bucht, Nordsee sehr schwere Sturmflut, schwerste Sturmflut in Hamburg seit 1990, große Überschwemmungen am Fischmarkt und in der HafenCity, riesige Dünenabbrüche auf Helgoland, in Rotterdam wurde erstmals nach der Fertigstellung das Maeslant-Sturmflutwehr geschlossen.
St. Pauli: NN + 5,42 m
Sturmflut in der Deutschen Bucht – ein „Restrisiko“?
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