Auch eine breite Koalition der Landeskirchen bezweifelt den ökonomischen Sinn einer weiteren Elbvertiefung

Wahlkampf hin oder her: Die Landeskirchen sprechen sich eindeutig gegen die geplante Elbvertiefung aus. Wir dokumentieren hier den Text ihrer aktuellen Erklärung:

Die Elbe prägt Landschaft und Kultur in weiten Teilen Deutschlands. Die unterzeichnenden Landeskirchen sehen sich gemeinsam in der Verantwortung, Zukunftsperspektiven für Mensch und Natur entlang der Elbe zu wahren. Die Erde ist als Teil der Schöpfung dem Menschen anvertraut, sie zu bewahren und zu gestalten (Gen 1,28; 2,15). Dieser Auftrag erscheint mitunter als in sich wider- sprüchlich. Aber gerade die Elbe in ihrer heutigen Gestalt zeigt, wie Menschen durch verantwortungsvollen Umgang mit Wissen und technischem Können Lebensräume gestalten und erhalten können. Aktuelle Probleme wie die Erosion der Flusssohle am Mittellauf der Elbe zeigen, wie sensibel ein solches System ist. Die mit großer Intensität geführten Diskussionen über Für und Wider bauli- cher Maßnahmen demonstrieren die Emotionalität des Themas aber auch die Bedeutung der Elbe für das Selbstverständnis der sie umgebenden Regionen und ihrer Bewohner.
Wir sind der Überzeugung, dass ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Elbe nur im konzertierten Vorgehen aller Beteiligten erfolgreich erstellt werden kann. Wir bitten die Bundesregierung, sich diese Aufgabe zu Eigen zu machen. Gemeinsam erklären wir:
– Vor dem Hintergrund der gewachsenen Einsicht in die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Um- welt-, Natur- und Klimaschutzes fordern wir die Überprüfung der Planungen und Baumaßnahmen auf der Basis der EU- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
– Aus ökonomischer Perspektive ist die Elbe von vielfältiger Bedeutung. In den betroffenen Regionen sind Unternehmen und somit Arbeitsplätze vom Fluss abhängig. Die Belange von Güterverkehr, Schifffahrt, Hafen-, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, Wasserkraftwerksbetreibern sowie der Fischereiwirtschaft müssen in einer makroökonomischen Betrachtung gemeinsam betrachtet und unter Berücksichtigung der ökologischen Folgekosten abgewogen werden.
– Wir erwarten die öffentliche Zurückweisung der Forderungen nach einem weiteren Ausbau der Elbe durch Staustufen oder Wehre seitens der Bundesregierung und eine diesbezügliche Abstimmung mit den Bundesländern sowie allen beteiligten Behörden.
– Wir begrüßen die Bemühungen, der Vertiefung des Flussbettes durch Sohlerosion entgegen zu wir- ken und fordern die Konzentration der Kompetenzen und Ressourcen der zuständigen Behörden auf die Weiterentwicklung und Durchführung des Sohlstabilisierungskonzeptes und auf den Hochwasser- schutz.
– Wir hinterfragen die ökonomische Notwendigkeit einer weiteren Vertiefung der Unterelbe und befürchten, dass sich die negativen ökologischen Folgen der bisherigen Vertiefungen bei einer wei- teren Vertiefung verschärfen werden. Wir fordern dementsprechend den Bund und die beteiligten Länder auf, die Planungen auf ihre volkswirtschaftliche und ökologische Bedeutung zu überprüfen und möglichst von einem weiteren Ausbau der Unterelbe Abstand zu nehmen.
Wir bitten die Bundesregierung um die Einsetzung einer ressortübergreifenden Planungsgruppe von Bundes- und Landesbehörden unter Einbeziehung von Interessensverbänden und Organisationen zur Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für die Elbe.
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Beschlossen durch die Kirchenleitungen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der Evangeli- schen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Evangelisch-Lutherischen Kirche Meck- lenburgs, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sowie der Nordelbischen Evange- lisch-Lutherischen Kirche.

Elbauf, elbab: Die Kirchen wehren sich
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